Letztes

Gift

Dinge lösen oft Erinnerungen aus. Erinnerungen an Momente die ganz tief vergraben waren und da bleiben sollten, verschlossen und unzugänglich.

Eine Zuckerdose mit einem blassblauen Blumenmuster, auf dem Trödelmarkt gekauft. Sie steht auf einem kleinen Holztisch. Unscheinbar eigentlich.

„Du bist Gift für mich. Reines Gift.“ Die Worte tropfen aus Ihrem Mund, zähflüssig und langsam. Du dachtest du kennst diese Augen, die dunklen Geheimnisse dahinter, die leisen Gedanken.

„Du pflanzt mir komische Gedanken ein. Du bist nicht gut für mich.“ Ihre Finger halten den Henkel der Teetasse, der Ring der eure Freundschaft besiegeln sollte glänzt heuchlerisch an ihrem Finger. Erinnerungsfetzen kommen hoch, du schluckst gegen die Tränen in deinem Hals an, schluckst den Schmerz runter, schlucken, atmen, schlucken.

Sie öffnet die Zuckerdose und nimmt einen Würfel, steckt ihn in den Mund. Immer macht sie das, es beruhigt sie. Die kleinen Rituale die nur du kennst, besser als sie selbst.

„Wir sollten uns nicht mehr sehen.“ Du registrierst was sie sagt. Verstehen wirst du es erst später. Wenn ihre Nummer nicht mehr funktioniert. Wenn sie nicht mehr an euren Plätzen zu finden ist. Wenn der Stuhl im Café neben dir leer ist. Wenn du im Club alleine tanzt.

Die Antwort auf deine Fragen bleibt sie dir schuldig, bis heute.

Kafka oder Shakespeare?

In der FAZ entdeckt und direkt gemocht: ein Analysator für den eigenen Schreibstil.

Wenn ihr schon immer mal wissen wolltet ob ihr eher wie Charlotte Roche oder doch eher Gebrüder-Grimm-mässig eure Blogtexte verfasst ladet einfach ein paar Sätze aus eurem Repertoire hoch und lasst euch überraschen.

Den Original-Analysator „I write like“ hatte der russische Softwareentwickler Dmitry Chestnykh eigentlich als Werbegag für eine neue Software programmiert. Nachdem jedoch berühmte Autoren ihren Schreibstil analysierten und twitterten explodierten die Klickzahlen.

Da man „I write like“ aber mit englischen Texten füttern muss hat die FAZ eine deutsche Version entwickelt. Sehr kurzweilig und megaspannend! Je mehr Text eingegeben wird, desto zuverlässiger soll das Ergebnis sein.

Von seinem Ergebnis kann man sich auch einen netten Badge als HTML-Code abholen 🙂 .

Meine Texte ergeben die verschiedensten Autoren- am besten gefällt mir das Ergebnis von „Hass auf Honigkuchenpferde“:

Und jetzt bin ich schon auf eure Badges gespannt!

Mein wunderbarer Waschsalon

Ein Waschsalon ist ein kleiner Kosmos für sich.

Die große Fensterfront ist beschlagen, kleine Tropfen perlen an der Innenseite der Scheiben herab. Ein alter Mann raucht eine Zigarette vor dem Eingang, in seiner anderen Hand dampft der Automatenkaffee in einem braunen Plastikbecher.

Tack. Ich spüre wie der Sekundenzeiger meiner Uhr stehen bleibt und tauche in die nächsten Stunden ein.

Beim Öffnen der Tür schlägt mir diese Mischung aus Weichspülergeruch und verbrauchter Luft entgegen. Menschen sitzen und warten. Das meditative Drehen der Trommeln und die monotone Geräuschkulisse lassen meine Gedanken abdriften.

´In einer Yogastunde komme ich nicht mal halbwegs an diesen Zustand heran´ denke ich zufrieden und muss ein wenig Grinsen.

Die bunten Handtücher verschwinden in der riesigen Maschine. Zwei Knöpfe hat sie nur, die alte Lady, ihre Chromteile haben schon lange ihren Glanz verloren und das M von Miele ist kaum mehr lesbar, aber sie ist zuverlässig und beginnt ihre Runden zu drehen.

Von meiner Fensternische aus, versteckt hinter einem Buch in dem ich nur halbherzig lese, beobachte ich die Waschsalonkosmosbewohner.

Eine alte Dame und ihr Dackel sind zum Waschen von Bettdecken hier. Sicher sagt sie nicht Bettdecke sondern Plumeau dazu und sicher darf Seppl (ich schwöre dass sie ihn so nannte) darauf liegen. Sie beobachtet die Menschen genauso wie ich, aber freundlich offensiv anstatt subtil. Sie sucht das Gespräch und erzählt einem türkischen Mann, wie schrecklich sie die Ereignisse in Stuttgart findet.

Der indische junge Mann und sein Vater versuchen die Anleitung zu den Maschinen zu verstehen. Ratlos stehen sie vor der riesigen 12-Kilo-Maschine und versuchen sich gegenseitig zu erklären in welcher Reihenfolge welcher Knopf gedrückt werden muss. Der fremdartige Sing-Sang ist wunderschön und ich stelle mir vor dass gleich eine Horde wunderhübscher Inderinnen durch die Tür kommt um einen Bollywood-Tanz aufzuführen.  Schließlich verschwindet der riesige, wild gemusterte Wäscheberg in der Trommel und beginnt sich zu drehen, zufrieden lachen sich Vater und Sohn an.

Hinter einer Tageszeitung versteckt sich eine missmutig dreinschauende Dame. Sie sieht nicht aus als würde sie ihre Samstage normalerweise in einem Waschsalon verbringen. Sicher ist ihre Maschine zu Hause kaputt. Nach der ersten Wäsche scheint sie entspannt, das blütenweiße Laken beruhigt sie wohl.

Die beiden von mir belegten Trockner laufen langsam aus. Fast bin ich traurig diese kleine Welt verlassen zu müssen. Ich lege meine Handtücher zusammen, ziehe mir einen Automatenkaffee und öffne die Tür, zurück ins richtige Leben.

Tack. Der Sekundenzeiger meiner Uhr springt wieder an.

Lieblinge der Woche

Donnerstagabend – der perfekte Abend um die ganzen schönen Dinge die man so gesehen, gelesen, erlebt oder im Netz gefunden hat, aufzuarbeiten.

♥ Den Anfang macht Lilies Diary

Ein Mädchen. Ein Praktikum. Berlin.

Unspektakulär? Nur auf den ersten Blick. Lilie verbringt jede Nacht bei einem anderen Berliner, in einem anderen Bezirk, in einem anderen Bett. 90 Tage und 90 Nächte, begleitet von kuriosen Wohnungen, interessanten Beobachtungen und Menschen mit ihren Geschichten.

♥ Um mal was seichtes zu lesen empfehle ich Auf die Zwölf vom de:bug-Redakteur Anton Waldt.

Die Geschichten um „Raver Tom“ sind ein muss für die Freunde des gepflegten Absturzes. Wer sich Hotze schon immer als Roman gewünscht hat, wird mit dem Büchlein sicher glücklich.

♥ Wer auf elektronische Tanzmusik steht, sollte sich unbedingt das neue Underworld-Album besorgen. Argumente? Die liefert euch Herr stadtkindFFM par excellence.

♥ Es lohnt sich schon jetzt einen Blick auf die events zur Frankfurter Buchmesse zu werfen.

Rund um Open Books finden wieder einige lohnenswerte Veranstaltungen statt. Und im aktuellen Journal Frankfurt gibt´s ausserdem einen 2-für-1-Gutschein auf den Eintritt.

♥ Den Abschluss macht (m)ein Gute-Laune-Song aus dem neuen Album von Carl Barât: Run with the boys.

Der Libertines-Sänger hat -auch ohne Pete Doherty- ein richtig schön oldschooliges Britpop -Album gezaubert.

Aufdrehen, Video anschauen, Grinsen.